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Ein
moderner Mensch verirrte sich in einer Wüste. Tage- und nächtelang irrte
er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten? Das
überlegte er sich beständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung
leben kann, als ohne etwas zu trinken.
Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er
erschöpft ein paar Stunden einschlief, träumte er von Wasser, von
Orangen und Datteln. Dann erwachte er zu schlimmerer Qual und taumelte
weiter.
Da sah er in einiger Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana, dachte
er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben wird,
denn in Wirklichkeit ist gar nichts da.
Er näherte sich der Oase, aber sie verschwand nicht. Sie wurde im
Gegenteil immer deutlicher. Er sah die Dattelpalmen, das Gras und die
Felsen, zwischen denen eine Quelle entsprang.
Es kann natürlich auch eine Hungerphantasie sein, die mir mein halb
wahnsinniges Hirn vorgaukelt, dachte er. Solche Phantasien hat man ja in
meinem Zustand. Natürlich - jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln.
Eine Gehörhalluzination. Wie grausam die Natur ist.
Mit diesem Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch
auf die unerbittliche Bösartigkeit des Lebens.
Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen.
"Kannst du so etwas verstehen?" sagte der eine zum andern.
"Die Datteln wachsen ihm ja beinahe in den Mund - er hätte nur die
Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten
in der schönsten Oase - verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?"
"Er war ein moderner Mensch", antwortete der andere Beduine.
"Er hat nicht daran geglaubt."
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